Der erste und zweite Weltkrieg

Der erste Weltkrieg und die Folgezeit

Trotz seiner Furchtbarkeit führte dieser Krieg in Essen-Holsterhausen anfangs zu einem wirtschaftlichen Aufschwung. Die Entwicklung der Rüstungsindustrie brachte der Firma Krupp manchen Auftrag, und es gab keine unmittelbaren Kriegseinwirkungen.

Privatleute, Krupp und öffentliche Gesellschaften bauten in Holsterhausen und ließen nur wenige Baulücken. Beiderseits der westlichen Kaulbachstraße, an der oberen Keplerstraße und an der Bramkampstraße entstanden Kruppsche Häuser, der Allbau ließ an der Corneliusstraße (heute Hans-Thoma-Straße), Veit-, Schadow- und Bendemannstraße Häuser bauen.

Andererseits behielt Holsterhausen seinen Freizeitwert. In der Nähe wurde 1927 der Botanische Garten eröffnet, den man 1929 in die neue Gruga einbezog, in der dann 1938 die Reichsgartenschau stattfand.

1929 wurde auch das Folkwang-Museum eröffnet. Im Nachtigallental wurde 1936 der Halbachhammer installiert. Den musste man besuchen, wenn man zum Bauern Barkhoff oder ins Margarethental nach Lochthowe zum Kaffeetrinken ging.

Und noch weiter im Süden legte man 1930 bis 1934 den Baldeneysee an.

1930 bekam Holsterhausen das 2. Gymnasium, die Klosterschule BMV, heute eine der größten Schulen in NRW.

 

Der zweite Weltkrieg und die Folgezeit

 

Das größte Elend, das der Stadtteil je erlebt hat, brachte der zweite Weltkrieg. Zunächst spürte man noch wenig davon. Doch 1940 fielen die ersten Bomben auf Essen. Bald nahmen die Luftangriffe derart zu, dass viele Einwohner evakuiert werden mussten. „Obdachlose“ oder „Fliegergeschädigte“ wurden in die Wohnungen anderer „einquartiert“, Lehranstalten mussten den Unterricht einstellen, manche Schule fuhr geschlossen in die „KLV“, in die Kinderlandverschickung.

Die Luftabwehr hatte viele Kanonen aufgestellt, im Mühlenbachtal stand nachts ein Eisenbahngeschütz. Auf den Sportplätzen installierte das Militär Fesselballons und Scheinwerfer.

Es wurden „Hoch-“ und „Tiefbunker“ angelegt. Ein Bunker war zwischen Breslauer und Keplerstraße (er verschwand später durch die Tieferlegung der B1/A40). Vor der Melanchthonkirche, vor den Krankenanstalten und an der unteren Halben Höhe gab es einen weiteren Tiefbunker. Der Eingang dieses Bunkers war an der Stelle, wo heute die Schaltstation (unter dem „Wäldchen“) ihren Zugang hat. Jenseits der Margarethenbrücke war ein Hochbunker, der erst 2007/2008 abgerissen wurde.

Löschteiche wurden hier und da angelegt, z.B. dort, wo heute das Wohnhaus Windmühlenstraße 12 und der Neubau des Kindergartens der Pfarre St. Stephanus stehen.

 

Essen Holsterhausen fast zerstört

In den Jahren 1943 bis 1945 sank Essen Holsterhausen in Schutt und Asche

Der erste Großangriff fand im März 1943 statt, es folgten weitere, z.B. am 26. März 1944. Ein furchtbarer Tagesangriff wurde am 25. Oktober 1944 geflogen. Das Schulgebäude der Keplerschule, das schon zwei Tage vorher mehrere Treffer abbekommen hatte, wurde fast vollkommen zerstört. Die Stephanuskirche wurde so schwer beschädigt, dass sie nicht mehr benutzt werden konnte. Am 12. Dezember 1944 wurde sie völlig zerstört. Am 11. März 1945 tobte der letzte Angriff auf Essen, von dem General Eisenhower, der spätere amerikanische Präsident, sagte: “ Der schwerste Angriff auf eine deutsche Stadt.“

Am 7. April 1945 rückten amerikanische Streitkräfte von Norden her in unsere Stadt ein, am 11. April 1945 war Essen besetzt. Als dann am 8. Mai 1945 die bedingungslose Kapitulation Deutschlands erfolgte, waren die Menschen glücklich, dass der Krieg zu Ende war.

Weihnachten 1945 war das „Fest des Friedens“ – im wahren Sinne des Wortes. Noch 1945 wurden die Schulen wieder eröffnet, auch mit Schichtunterricht, da sich mehrere Schulen ein Gebäude „teilen“ mussten. Die Schulspeisung stillte oft den größten Hunger.

Dr. Norbert Küpper